Galerie - Profil
In den vergangenen 28 Jahren fanden auf dieser kleinen Bühne über 3000 öffentliche Veranstal-tungen statt. Das Credo der Galerie war von Anfang an Konzerte, Ausstellungen, Literatur-lesungen und andere Veranstaltungen auf hohem Niveau durchzuführen und vor allem junge Menschen zu Höchstleistungen zu motivieren. So standen mehrere hundert Künstler hier zum ersten mal vor einem öffentlichen Publikum.
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Es entstand eine kulturelle Begegnungsstätte für alt und jung und alle Gesellschaftskreise. Da wir auf feste Eintrittsgelder verzichteten wurden die Zuhörer mit der Zeit zu einer kompetenten Jury, und es entstand zwischen den Besuchern und den Kunstschaffenden ein reger Gedankenaustausch, wie er bei grossen Institutionen kaum möglich ist. Aus dieser gegenseitigen Auseinandersetzung und dem Gegenüber und Zusammenspiel der drei Musen (Literatur, bildende Künste und Musik) wurden verschiedene Kunstwerke geschaffen, die viele Menschen inspirierten.
Als Komponist bin ich der Auffassung, dass wir in der heutigen Zeit leben, und uns deshalb auch mit der Gegenwart auseinandersetzen müssen. Ich verlange von den Musikern, dass sie mindestens ein zeitgenössisches Werk aufführen, was nicht bedeutet, historische und in sich geschlossene Programme zu vernachlässigen. Immerhin kamen wir so in den Genuss von ca. 750 Uraufführungen. Auch unter den bildenden Künstlern bevorzugen wir junge und engagierte Leute. 25 Maler stellten hier zum ersten mal aus und wir verzichten bewusst auf Ausstellungen mit verstorbenen Künstlern, weil mit diesen kein direkter Dialog mehr möglich ist. Selbst zwölfjährige Schriftsteller lasen auf dieser unkonventionellen Bühne aus ihren Werken. Die vielen auswärtigen Künstler fanden hier einen gedeckten Tisch und ein Dach über dem Kopf. Nicht nur die Künstler sondern auch das Publikum wurde hier verpflegt. Ich habe die Logiernächte nicht gezählt, aber es waren weit über 2000. Dies alles war nur mit einer unkommerziellen Führung dieses Podiums möglich.
Was uns in Zürich neben der Tonhalle fehlt, ist ein Ort für Kammermusik,. Kammermusik ist für mich die intimste Form der Musik, und gehört daher in eine private Sphäre abseits vom heutigen Starentum und den daraus folgenden Kommerzveranstaltungen. Für das kulturelle Leben in unserer Stadt ist eine unkommerzielle Veranstaltungsreihe von enormer Wichtigkeit, in der auch junge und nicht «renommierte» Künstler mit ihren neuen Ideen ohne grosse finanzielle Auslagen auftreten können. Nach meiner Meinung gehören solche Projekte nicht nur in verschmierte Fabrikhallen oder schweissriechende Turn- oder Allzweckhallen, die nur mit Beziehungen zu haben sind. Die unkomplizierte Art ein Konzert zu organisieren, ist eines der Erfolgsrezepte der Galerie am Hinterberg. Gerade diejenigen Künstler, die sich nicht im Mainstream bewegen, haben Mühe, sich in den wortlauten Gruppen zu integrieren. In meinem Kunstgeschichts-Studium habe ich gelernt, wie wenige der grossen alten Meister, auf die wir heute so stolz sind, den Modeströmungen folgten. Darum wurden fast auschliesslich Epigonen unterstützt. Das hat sich auch in der heutigen so aufgeklärten Zeit leider nicht geändert. Aus diesem Grund bin ich auch weiterhin bereit, meine Erfahrung und mein Know-how zur Verfügung zu stellen. Auch aus sozialem Bewusstsein fühle ich mich verpflichtet, mich für die jungen Künstler einzusetzen. Es sind die Nachwuchstalente, die am härtesten von der heutigen Wirtschaftslage am härtesten getroffen sind.
20 Jahre schafften wir es ohne jegliche Unterstützung aus öffentlicher Hand. Vor 8 Jahren verloren wir infolge der Rezession unseren einzigen Sponsoren, der uns die Einladungen druckte und verschickte. Dies brachte uns in grosse Verlegenheit. Trotzdem versuche ich mit all meiner Kräften dieses Kulturpodium weiter zu führen und bin für Beiträge, Mitwirkung und Veröffentlichungen in den Medien usw. angewiesen und dankbar. Im Frühling 2004 verlieh die Musikkommision unserer Institution zum zweiten.Mal den Ehrenpreis der Stadt Zürich.
Stephan Baumgartner
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